IN DADA SOCIAL - ASHIDA PARK
Der Wiener Clubszene wurde schon oft der Totenschein ausgehändigt, oder es wurde zumindest so über sie geschrieben, als läge sie röchelnd in ihren letzten Atemzügen. Diesem ganzen Wirbel um das oft prophezeite und auch immer wieder bereits diagnostizierte Wiener Clubsterben zum Trotz, möchten wir uns hier denen widmen, die weder gerne im Trüben fischen, noch im Toten Meer baden. Antonia Matschnig und Markus Blahus haben sowohl mit ihrer Clubreihe „In Dada Social“ als auch mit ihrem eigenen Label „Ashida Park“ einen eigenen Pool neuer, spannender Töne und Zwischentöne eröffnet.

Ihr betreibt ja ein Label, habt aber mit „In Dada Social“ auch ein Clubformat ins Leben gerufen. Könntet ihr für uns kurz nachzeichnen, wie sich all diese einzelnen Komponenten entwickelt haben?
Eigentlich haben wir In Dada Social zuerst ins Leben gerufenund wollten damit internationale Namen unserer Szene nach Wien bringen und eine Plattform schaffen, in der es erlaubt ist, sich musikalisch ein bisschen auszutoben. Ein Jahr später haben wir unser Label gegründet, da es so viel spannende Musik gab, die niemand richtig wahrgenommen hat.Wenn wir alsomit Ashida Park Parties feiern, hat das immer direkt mit einem unserer Releases zu tun und stellt die involvierten Künstler*Innen in den Mittelpunkt. In Dada Social machen wir mittlerweile mit 3 Freund*Innen (Jessica Einzinger, Luca Nixdorf, Katja Zifreind) gemeinsam und sehen das als Community-Projekt, um unsere Vorstellung von inklusiver & hybrider Clubmusik in Wien ein bisschen zu verbreiten.

Was bedeutet „hybride Clubmusik“ genau?
Wir bedienen uns dieses Begriffs, da uns viele Leute immer wieder fragen, was für Musik wir eigentlich mit dem Label releasen oder welche Musik es bei unseren Parties spielt. Wir wollten da gar kein neues Dogma erschaffen – die Musik, die wir releasen, ist ja oft auch gar nicht wirklich Clubmusik, sondern
nur davon inspiriert. Aber da es eben unzählige, verschiedene musikalische Einflüsse von Reggaeton, R’n‘B über Noise bis hin zu Nu-Metal gibt, die Künstler*Innen für ihre EPs bei uns einfließen lassen, fanden wir die Wortkonstruktion ganz passend.
nur davon inspiriert. Aber da es eben unzählige, verschiedene musikalische Einflüsse von Reggaeton, R’n‘B über Noise bis hin zu Nu-Metal gibt, die Künstler*Innen für ihre EPs bei uns einfließen lassen, fanden wir die Wortkonstruktion ganz passend.
Tut sich in Wien in Richtung einer diverseren Clubszene momentan etwas oder ist eher Stillstand?
Oh ja, es tut sich sogar sehr viel: In den letzten Jahren sind viele neue Kollektive aus dem Boden geschossen, die es auf ihre eigene Art und Weise schaffen, Themen wie Gender und Diversity aufzugreifen und auch Arbeit gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie in den Club mit einfließen zu lassen. Und das steht definitiv nicht im Widerspruch mit der Erwartungshaltung auf leiwande Musik zu treffen. Common Contact, Femme DMC, Sisters, BLVZE, Bad & Boujee und Bliss sind ein paar Namen von Kollektiven und Parties, die man unbedingt schon mal gehört haben sollte.
Was bedeutet Club als Raum für euch?
Unser idealer Club sollte ein Raum sein, der es schafft, abseits von kommerziellem Interesse spannende Inhalte zu setzen. Ein Raum,in dem sich nicht nur Künstler*Innen, sondern auch da sPublikum austoben können soll, ohne in die Freiheit des jeweilig anderen einzugreifen. Verschiedenste Menschen mit unterschiedlichem Musikgeschmack und Hintergrund sollten in den Kurationsprozess eingebunden sein, um ein vielseitiges Programm fernab von Purismus und Singularität zu gestalten. Für uns persönlich ist es außerdem der Ort, an dem wir endlich zusammenkommen und die manchmal schon eher verrückte Musik, Performances & Visuals umsetzen können und sehen, dass es tatsächlich Leute gibt, die dazu auch noch tanzen.
Holt ihr euch Inspirationen und Ideen aus bestimmten Kunstrichtungen?
Das Wort „Dada“ hat mich unter anderem auf diese Frage gebracht – und auch eure tollen Artworks. Die Szene rund um kontemporäre Clubmusik zeigt in den meisten Städten eine gewisse Nähe zu experimentelleren Mode-, Kunst- und Filmszenen. Der Grund dafür liegt aber eher in einem gesellschaftspolitischen Konsens, die Menschen, die sich in diesen Bereichen bewegen, oft teilen. Die Inspiration für unser Tun stammt eher von gesellschaftlichen, politischen, alltäglichen oder persönlichen Erlebnissen, die in der Musik, den Parties und auch den Artworks verarbeitet werden.

Wie entstehen die Artworks?
Wir haben mittlerweile einen Pool an befreundeten digitalen Künstler*Innen,die gleichermaßen die Musik auf dem Label hören und verstehen, wie wir auch ihre Artworks bewundern. Dadurch entsteht ein natürliches Zusammenspiel und wir müssen auch gar nicht oder kaum in den kreativen Prozess eingreifen. Am öftesten haben wir bisher mit Tea Strazicic aka FluffLord - eine der spannendsten KünstlerInnen im Bereich Digital Art - gearbeitet und obwohl wir schon unzählige Projekte gemeinsam konzipiert haben, sind wir uns noch nie im echten Leben begegnet, was sich aber hoffentlich bald ändert.
Könnt ihr schon verraten, wie es in nächster Zeit weiter geht?
Nach unserer „Alternative Facts“ Compilation im letzten Jahr sind wir gerade dabei einen Nachfolger zusammenzustellen und für den Sommer zu planen und der nächste Release wird von Nahshi & WULFFLUW XCIV mit Remixes von ZEFGIRL-CLUB, An System, Syn, Giad und beide sehr bald erscheinen. Da sich unser Label ja hauptsächlich im digitalen Raum abspielt und man bisher maximal bei Parties Berührungspunkte hatte, entwerfen wir gerade auch Merchandise, um Ashida Park endlich auch ein bisschen angreifbarer zu machen.

Interview SARAH WETZLMAYR I Fotografie MARCELLA RUIZ CRUZ I Fotoassistenz LAURA SCHAEFFER I Hair & Make Up HANNA STANTEJSKY